Lateinamerika, ein reines Puzzlespiel

Man könnte es auch einfach “Versteckspiel” nennen, oder gar “Wer-verarscht-Dich-am-besten” oder oder oder. Phasenweise ist es die reinste Tortur durch Lateinamerika zu reisen; aber vielleich beginne ich doch einfach von vorne.
Antonio und ich sind am Sonntag morgen von Utila aufgebrochen, um mit der Fähre (6:30 morgens) das Festland zu erreichen. Im Normalfall bedeutet Festland zunächst “La Ceiba”, von dort sollte es nach San Pedro Sula gehen, was in Honduras als Verbindungsknoten gilt. Die Nähe zur Grenze und allgemeine Lage lassen durchaus Verständnis für diesen Titel zu. Also morgens aufgebrochen, ca. 1 Stunde mit der Fähre zum Festland (400L), dort Taxi zum Busbahnhof (50L), von dort Bus nach San Pedro Sula (ca. 60L, meine Erinnerung ist mässig) um dann in San Pedro Sula festzustellen, dass es nur einen Bus täglich nach El Salvador gibt, und zwar um 7/8 Uhr morgens. Somit ist stets eine Übernachtung in San Pedro notwendig, es sei denn, man erwischt einen Nachtbus und kommt morgens am Terminal an. Interessant ist auch, dass nicht alle Ticketschalter geöffnet sind und somit ein Ticketkauf nicht immer reibungslos funktionieren muss. Neben einer Übernachtung, kommt einem vielleicht die Idee in den Kopf, einfach  möglichst nahe an die Grenze zu reisen und alternativ die Grenze zu überqueren; oder eben grenznah zu übernachten und nicht den Tag zu “verschwenden”. Grenznah bedeutet zum Beispiel “Copán”, welches u.a. auch touristisch interessant ist, oder auch andere Städte die durchaus von San Pedro Sula angefahren werden. Der Grenzposten, welcher hierbei interessant ist, heißt “El Poy”. Ausgeschwärmt und erkundigt, fährt wohl ein Bus nach “Copán” um 13 Uhr, jedoch gibt es nach Auskunft auch Busse, die zur Grenze fahren. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Grenzübergang der eigentliche Flaschenhals ist (niemand weiß genau, wann und wie die Grenzen geöffnet sind, man spricht jedoch von 17-19 Uhr, sonntags früher und 30 Minuten sollte man ohnehin abziehen, da aufgrund allgemeiner und spezifischer Zeitverschiebung und Zeitzonendiffusuon viele Grenzposten früher Feierabend machen). Mehrfach versichert, dass es Busse zur Grenze gibt und man diese auch noch passieren werden wird, sei vorab gesagt, dass davon nichts stimmen muss und sich sicherlich auch nicht jeder wirklich damit belässtigt, da kein Passagier wirklich wieder zurückreist (wir sprechen immerhin von ca. 5 Stunden Fahrt) um sich zu beschweren. Am Schalter hieß es, man zahle 140L, im Bus selbst waren es schon 150L (Inflation?), wir einigten uns dann doch auf 140L und fuhren los (hier kurz erwähnt: Annekdoten zum Thema “Rip-off” sind reichlich vorhanden). Nach Stunden des Rumjukelns und “durch-die-Gegend-bollerns” kamen wir an. Wir wussten jedoch nicht wo und wurden nur höflich samt Gepäck rausgebeten. Auf dem Asphalt angekommen, war unser Bus auch schon verschwunden und wir erfuhren, dass wir noch ca. 1 – 1,5 Stunden von der Grenze entfernt sind und keine Bus zur Grenze führen; günstige Unterkünfte gebe es die Straße aufwärts. Man erkundigte sich also an Bushaltestellen, Tankstellen, Hotels, Restaurants und konsultierte später parallel den Reiseführer in dem Versuch, all diese Fragmente zusammenzusetzen. Die wahrscheinlichste Option schien der Direktbus, der angeblich von Santa Rosa de Copán nach San Salvador fährt (täglich um 8:30) und hier (man weiß immer noch nicht wo man ist) auch kurz hielte. Preis, Reisedauer und Gewissheit blieben aus. Jeder versuchte also Informationen zu platzieren, versichern wollte und konnte natürlich jedoch niemand etwas. Später stellte sich raus, dass weiter die Straße aufwärts eine Reiseagentur hätte weiterhelfen können – Geldautomaten wies die Ortschaft jedoch nicht aus. Es war bereits abends und der Preis für die 1 bis 3-stündige Fahrt variierte gemäß Schätzungen von 5 bis 300 US$ – wir waren über jeder Information äußerst dankbar.
Am nächsten Morgen hatten wir also die Möglichkeit ab 5 Uhr morgens auf diverse Busse zu warten, an der Straßenecke stehend und hoffend. Unsere beste und wahrscheinlichste Chance sahen wir weiterhin in dem Direktbus und diese sollte im Raum-Zeit-Kontinuum 8-10 Uhr passieren. Als in diesem Zeitraum tatsächlich ein Bus hielt, fragten wir höflich und erfuhren, dass das eben jener Bus zwar existiert, jedoch aufgrund von Demonstrationen nicht führe. Es war bis dahin das zweite Mal, dass die Logistik fehlschlug aufgrund von diversen Protestbewegungen – verrückt. Wir nahmen deshalb einfach den Bus, der gerade vor uns war und uns näher in Richtung Grenze bringen sollte. Die Ortschaft heißt “Ocotepeque” und wird in alt und neu unterschieden, jedoch nicht von jedem und auch nicht immer, weshalb es nie wirklich möglich war zu erfahren, wohin genau wir unterwegs waren, wußten wir doch, dass der neue Teil der Stadt die größere Wahrscheinlichkeit von Anschlussbussen aufzeigte. Erneut variierten die Schätzungen der Fahrtdauer von 50 Minuten bis hin zu 5 Stunden. Interessant war jedoch vielmehr die Art und Weise, wie an dieser Stelle Geld gemacht wird und wurde. Die Fahrt sollte für die volle Strecke 60L kosten, war jedoch nach 10 Minuten beendet, da die Straße aufgrund von Protestbewegungen gesperrt war. War dies bekannt, wurde uns versprochen, dass der gezahlte Preis bereits den Anschlussbus nach Sperrung enthielt und wir waren fast beruhigt. An der Sperrung in “San Marcus” angekommen, stiegen alle Personen aus, wir erhielten erst 20L zurück, später, nach Protest, weitere 10L. Auf die Frage, warum wir nicht mehr erhielten, da die Fahrt doch nur 10 Minuten dauerte, teilte man uns mit, man hätte es ja nicht ahnen können und sei auch nicht Schuld – wurde der Stopp nicht bereits im Vorfeld angekündigt? Die erstatteten 30L sollten nach Aussage für den Anschlussbus reichen, welcher sich später aber als teurer rausstellte (5L für einen Mircobus zum Bus, später dann 40L für den weiteren Bus – der Typ neben mir zahlte für die gleiche Strecke 30L – ich schätze er war einfach cooler als ich). Weitere 12L brachten uns von Ocotepeque (alt oder neu war mittlerweile egal) zur Grenze, die wir dann erfreut und erleichtert passierten (Anmerkung: Weder Aus- noch Einreise beim Grenzübergang kosteten Geld, Stempel gibt es dafür auch nicht mehr) die Grenze.
In El Salvador angekommen (wir sitzen gerade im Bus nach San Salvador), trafen wir auf ein Pärchen aus El Salvador, welches sich lauthals beschwerte, dass wir weniger (5US$) für die Busfahrt zahlten, als sie. Gut zu wissen, dass es ein allgemeines Phänomen ist, kein touristisches 🙂

Aus El Salvador berichtet
Kop ***

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