Reisebericht: Dschungel-Report; Mirador, Guatemala

Gesagt, getan, gebucht. In Flores (Guatemala), einer kleinen hübschen Insel auf einem See, unweit von Tikal entfernt, angekommen, buchten wir bei einer lokalen Reiseagentur eine 4-Tage-Wanderung nach Mirador, eine bisher nicht touristisch zugängliche Mayastadt im Herzen der Urwaldes. Prachtstück dieser Anlage ist die größte Pyramide der Mayawelt.

Am Sonntag brachen wir in aller Frühe mit einem "Mircobus" nach "Carmelita" auf, von dort sollte unsere Wanderung starten. Auf dieser Fahrt bekamen wir bereits einen Vorgeschmack darauf, wie schlecht die Anlage/Stadt tatsächlich zu erreichen war. Es gestaltete sich gefährlich holprig und eng (weitere 8 Personen waren nebst mir und Antonio an Bord), auf der Rückfahrt war dann auch ein Reifenwechsel fällig. In Carmelita angekommen stärkten wir uns erstmal mit einem Frühstück, bevor wir dann zur ersten fünfstündigen Wanderung aufbrachen.

Das Gepäck wurde von Pferden und Eseln getragen, dennoch nahmen wir nur das nötigste mit. Wir selbst waren mit einer Tagesration bewaffnet, ein paar Kekse sowie Wasser. Mehr als das sollte nicht notwendig sein und stellte sich als richtige Entscheidung heraus. Ganz und gar nicht in Form, wurden der unebebene Waldboden, die Hitze und Luftfeuchte, stetige Auf- und Abstiege bald zum Anstrengungsakt. Am Ende des ersten Tages wurde am Lagerfeuer einfaches Essen zubreitet, was himmlisch schmeckte. Übernachtet wurde auf dünnen Isomatten in Zelten, welche freien Blick auf den Himmel erlaubten. Die Sternenpracht weit abseits jeglicher "Lichtverschmutzung" war atemberaubend, sowie auch der Sonnenuntergang, beobachtet von einer nahegelegenen Mayapyramide, über den Baumkronen des ewig weiten Tropenwaldes. Einige Affen stimmten von nah und fern mit Geschrei und Getöse ein, ließen uns von ihrer Präsenz wissen. Die Anstrengung der Wanderung steckte uns tief in den Knochen und so schliefen wir meist gegen 8 Uhr abends ein, pünktlich geweckt vom morgendlichen Affengetöse – oder in meinem Fall, mehrfach durch Affengeschrei und plötzlich auftretender Kälte. Morgens Frühstück vom Lagerfeuer, Wanderstiefel geschnürrt und auf zu weiteren 7 Stunden Wanderung – Mirador wartete. Die Stadt selbst ist nur über Waldwege erreichbar, Straßen oder ähnlich gibt es bisher noch nicht. Auch sind viele der Gebäude noch nicht freigelegt, da die Arbeit der Spezialisten sehr mühsam und kostspielig ist. In Mirador angekommen, legten wir unnötiges Gepäck im Lager ab und machten uns auf zum "Dante", der größten Pyramide, auf die jeder gespannt war. Die Größe der Plattform und Pyramiden ist sehr beeindruckend und kann mit Worten und Fotos nicht recht wiedergegeben werden. Man sollte sich selbst ein Bild davon machen, zumal augenblicklich eher Forschungsarbeiten als Führungen stattfinden, was seinen eigenen Reiz hat. Auch "Dante" ist nicht komplett freigelegt, sodass man nur vermuten kann, wie viel noch verborgen liegt. Bevor wir aber die höhste Pyramide erklimmen konnten, wurden wir von einem Rudel Affen überrascht und so ließen wir uns für einige Augenblicke von ihrem Lärm und Schauspiel ablenken. Auf dem höchsten Punkt angekommen, erwarteten wir gespannt den Sonnenuntergang und genossen solange den unglaublichen Ausblick über grüne Baumkronen, von Horizont zu Horizont. Ein kleiner Punkt am Horizont markierte die Pyramide von der aus wir am Vortag den Sonnenuntergang genießen konnten. Die Entfernung die wir an einem Tag zurückgelegt hatten, überraschte auch uns. Nebst dieser Tatsache, hatte uns die Natur erneut verzaubert und wir waren auf’s neue begeistert. In Summe begegneten wir einigen Affen, Schlangen, Spinnen, verschiedenen Vögeln und auch Skorpionen. Dieses ließ den Schlaf jedoch nicht weniger tief ausfallen- die Erschöpfung macht es. Interessant war auch, als unser Dschungelführer sein Messer rausholte und ein Tarantelnest aufschnitt, um uns die respekteinflößende Spinne zu zeigen.

Weiterhin empfanden wir unser eigenes Verhalten interessant. Am ersten Tag wanderten wir ca. 5 Stunden bis zum Zeltlager und zogen es dann doch vor, nicht zu duschen, statt Tümpelwasser (die einzige Wasserquelle) zu benutzen. Die Hoffnung lag zu diesem Zeitpunkt auf "Mirador", das geheimnisvolle Ziel versteckt im Dschungel, was sich jeder anders ausmalte. In meiner Phantasie waren es immense Gebäude, nebst Coca Cola-Automaten, sowie luxoriöse Duschen. Pustekuchen. Von Cola keine Spur, auch nicht nachdem Antonio und ich die Wachen mit Rum und Zigaretten bestochen hatten. Die Dusche entpuppte sich als Eimer gefüllt mit Wasser, gleichzeitig die großartigste Dusche der Welt. Nach zwei Tagen und vielen Stunden der Wanderung durch mal luftfeuchtes, mal staubiges Terrain, war das Gefühl von fließendem Wasser schichtweg genial. Die Urwaldgeräusche und der Sternenhimmel taten ihr übriges. Der Rückweg war natürlich nicht kürzer, somit waren erneut 7 und 5 Stunden Wanderung an der Tagesordnung. Auch hier schliefen wir, wie auf dem Hinweg in der Nähe des besagten Tümpels, welcher plötzlich, nach drei Tagen in der Wildnis unglaublich verlockend und schlußendlich auch erfrischend war. Wir haben und herrlich ausgetobt und es fühlte sich an, wie die erste Dusche nach Wochen. Erstaunlich, wie schnell man seine Meinung doch ändern kann.

Schlußendlich war es ein großartiger Trip und vorallem dann zu empfehlen, wenn man Natur, Übernachtung im Freien, Maya-Interesse und bisher noch nicht erschlossene Funde kombinieren möchte. Ich würde jedoch empfehlen die in Flores angebotenen 5 bzw. 6-Tages-Trips zu nehmen. In Summe "quält" man sich vielleicht einige Stunden mehr durch den Urwald, hat somit jedoch garantiert mehr Zeit für die eigentlichen Maya-Stätten, die bei uns vielleicht ein wenig kurz kamen. Für mich war dieses nicht so schlimm, da vieles ohnehin noch nicht komplett ausgegraben und freigelegt wurde und ich ohnehin schon Palenque (Mexiko) und Tikal (Guatemala), nebst anderen, kleineren Stätten bewundern durfte. Auch empfiehlt sich eine gründliche (Internet)Recherche vorab, damit man die richtige Ausstattung (nichts gravierendes, jedoch einige nützliche Dinge) mitnimmt und sich gewissen Situationen vereinfachen kann.

In Summe ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte.

Peace & Gruß aus (mittlerweile) Honduras –
Kop ***

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